Eine neue Anwendung für den Zugang zum kulturellen Erbe, das Millionen von Menschen verwehrt bleibt: Museen „für alle“

2,5 Milliarden Menschen weltweit, davon über 20 Millionen in der Türkei, haben mit vielfältigen Hürden beim Zugang zu Museen zu kämpfen. Die digitale Plattform „MusePaths“, die dieses massive Problem der kulturellen Ausgrenzung mithilfe von Technologie und Community angehen will, startet im September für alle. Angestoßen vom Bongo Art Project und entwickelt mit starken Partnern wie der TED University, der Ostim Technical University und Wikimedia Türkiye, verspricht das Projekt, Museen für alle zugänglich zu machen.
Obwohl Museen heute jährlich Hunderte Millionen Besucher begrüßen, hat ein erheblicher Teil dieses Publikums keinen gleichwertigen Zugang zu den angebotenen Informationen und Erlebnissen. Laut der Weltgesundheitsorganisation leben etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung mit einer Behinderung, und die Teilhabe dieser Menschen am kulturellen Leben ist stark eingeschränkt. Das Problem beschränkt sich nicht nur auf physische Barrieren; auch sprachliche, sensorische, kognitive und sozioökonomische Unterschiede stellen für Millionen unsichtbare Barrieren dar.
Die App MusePaths will dieses strukturelle Problem lösen. Ihr Ziel ist es, Museen von statischen Räumen, in denen Werke lediglich ausgestellt werden, in Strukturen zu verwandeln, in denen wir lernen, uns weiterentwickeln und gemeinsam leben.
„INKLUSIVITÄT DES WISSENS“Laut Çiğdem Aslantaş, Gründerin des Projekts und des Bongo Art Project, besteht das grundlegende Problem in diesem Bereich darin, dass Inklusivität oft auf den physischen Zugang (Rampen, Aufzüge usw.) beschränkt ist. Aslantaş sagt: „Museen sind jedoch öffentliche Informationszentren, wichtige Bildungs- und Erlebnisräume. Das eigentliche Problem liegt weniger in der physischen Gestaltung, sondern in der Missachtung der Inklusivität der Informationen.“
Aslantaş erläutert die drei Phasen, die MusePaths in diesem Zusammenhang bietet: „Die erste Phase ist ‚Zugänglichkeit‘. Das bedeutet, den Zugang zu Informationen über alle Kanäle zu ermöglichen, vom physischen Zugang bis hin zu digitalen Inhalten, von Gebärdensprache bis hin zu Braille-Ressourcen. Die zweite Phase ist ‚Verständlichkeit‘. Die Informationen werden für verschiedene Altersgruppen, Bildungsniveaus und Bedürfnisse vereinfacht und verständlich gemacht. Die dritte Phase ist ‚Partizipation‘. Der Besucher wird vom passiven Empfänger zum aktiven Teilnehmer, der Informationen verarbeiten und reproduzieren kann.“
ZUVERLÄSSIGKEIT GEWÄHRLEISTENEines der markantesten Merkmale der Plattform ist ihre Methode, ihre Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit zu gewährleisten. MusePaths ist als ständig aktualisiertes kollektives Wissensnetzwerk und nicht als statische Datenbank konzipiert.
Aslantaş erklärt, dass die Daten aus drei Hauptquellen stammen: „Erstens den Erfahrungen und Beobachtungen von Museumsbesuchern. Zweitens den Informationen, die Museen über ihre eigenen Evaluationstools bereitstellen. Drittens den Berichten und Statistiken offizieller Institutionen wie Ministerien.“ Dieser dreistufige Datenfluss wird von Experten und Beiräten überwacht. Laut Aslantaş ist Transparenz eines der Grundprinzipien der Plattform. Dieses Prinzip gibt klar an, wann und von wem welche Informationen eingegeben wurden. So können Nutzer die Quelle und Aktualität der Daten nachvollziehen. Aslantaş beschreibt MusePaths als mehr als nur eine mobile App oder Website, sondern als „eine kollektive Bewegung, die den Zugang zum kulturellen Erbe als Grundrecht betrachtet und Museen in Räume verwandeln will, die gemeinsam mit der Gesellschaft atmen.“
Um die Entwicklungen zu verfolgen und Teil dieser Community zu werden, können Sie den Social-Media-Konten des Projekts (@musepaths) folgen.
MULTI-STAKEHOLDERMUSEPATHS verfügt über eine starke, multidisziplinäre Struktur. Die Vorbereitungsphase des Projekts begann mit Unterstützung des Sivil Düşün-Programms der Europäischen Union. Im Zuge dessen wurde mithilfe von 14 zivilgesellschaftlichen Organisationen ein umfassender Leitfaden zur Barrierefreiheit von Museen entwickelt. Die Umwandlung des Projekts in eine Plattform wurde durch die Unterstützung des Borusan Sustainable Benefit Program ermöglicht. Çiğdem Aslantaş betont die entscheidende Rolle dieser Unterstützung: „Dank der Unterstützung von Borusan konnten wir unseren Forschungsumfang von 100 auf 400 Museen erweitern und den Leitfaden in ein digitales Messinstrument umwandeln. Dadurch konnte das Projekt eine Struktur schaffen, die es Museen ermöglicht, ihre eigenen Transformationsprozesse zu initiieren.“ Im akademischen Teil des Projekts führten die TED University und Wikimedia Turkey eine umfassende Datenrecherche zu 400 Museen durch, während die Software-Infrastruktur der Plattform von einem Team der Technischen Universität Ostim entwickelt wurde.
Cumhuriyet